Rennbericht von Edi Györög
Das sportliche Highlight 2011 sollte eine unvergessliche Reise in die Welt der Reichen und der Schönen – nämlich an die Cote d’Azur – werden.
„Ironman France-Nice“ am 26. Juni war die diesjährige sportliche Herausforderung. Anmeldung, low-cost Flug und Hotel in Startnähe frühzeitig gebucht und der Fokus konnte auf eine ordentliche Vorbereitung gerichtet werden.
Nach dem sportwissenschaftlichen Prinzip „vom Allgemeinen zum Speziellen“ und mit einiger Erfahrung tüftelte ich ein 32 Wochen Trainingsprogramm aus und nahm meine 12. (in Worten: zwölfte) Langdistanz in Angriff.
Die Herausforderung – 1840 hm im bergigen Hügelland von Nizza, der Marathon bei brütender Hitze – sorgte doch für den nötigen Respekt.
Also, viele Hügel und Kraftausdauer in’s Radtraining gepackt, die Laufeinheiten in der Mittagshitze eingeplant . . .
Die Hügel der Emilia Romagna und die Freundschaft der „Cesenatico Runde“ sorgten für ein optimales Radtraining, der frühsommerliche Mai erlaubte einige Hitzeläufe, der Welschlauf-Halbmarathon bei hochsommerlichen Temperaturen eine erste Formüberprüfung.
Eine Woche vor Nizza noch die letzte mentale Spritze: Altersklassensieg beim Neufeld-Tri!
Was sollte jetzt noch passieren, ich war einfach gierig auf den Ironman France-Nice.
Freitag Mittag mit flyniki zum Sparpreis von € 29 nach Nizza, nachdem kurz vor dem Start noch einiges an Stress zu bewältigen war, weil sich meine Sattelstütze derart festgefressen hatte, dass nicht einmal Andy und Martin vom R1Cycles helfen konnte. Gut, dass Martin’s
XXXL-Radkoffer daheim fad in der Ecke lehnte ;-) und dort mein Bianchi MIT Sattelstütze
hineinpasste.
In Nizza Registration und eine ausgesprochen super gute Ironman Expo. In der Organisation lauter freundliche, zuvorkommende Helfer. Der gesamte Ablauf bis hin zum Gratisfahrschein für Öffis für die Tage vor und nach dem Bewerb toll durchdacht. Allein die Verpflegung bei der Energy Party und der Heroes Night war mehr als dürftig. Essen aus Plastik, Fertigsalate und Nudeln, die in homöopathisch kleinen Sieben aufgekocht wurden – stundenlanges Anstellen für eine Handvoll Nudeln.
Die Wettkampfbesprechung war auf eine kurze Begrüßung und die Projektion der offiziellen website (Streckenbeschreibung . . .) reduziert; einfach zu wenig, wenn auch so ziemlich alles
nachzulesen war (homepage, Athletes guide).
Race day: mit dem Taxi zum Start, das übliche Programm – Luft in die Reifen, Gels und Riegel ins Oberrohrtascherl . . ., Babyöl gegen Scheuern, in den Neo pressen und das Kribbeln „genießen“. Zum Einschwimmen keine Zeit mehr, die warm up area war nur von 6:00 bis 6:15 geöffnet und durch ein Missverständnis hab’ ich meine Melitta nicht mehr gefunden. Und sie mich erst recht nicht, wenn da 2600 gleiche „Pinguine“ umlaufen ;-)
Schwimmstart am breiten Strand super (wie bei einem Marathon) nach erwarteter Schwimm-zeit eingeteilt. Ich schätze mich – lern’s ja sowieso nie – bei 1:25 ein und genieße die Erleichterung nach dem Startschuss.
Die 3,8 km im Mittelmeer „überlebe“ bis auf paar Tritte der Brustschwimmer ohne Probleme und nach einem kurzen Landgang nach den ersten 2,4 km öffne ich nach 1:26:21 meinen Neo
und laufe auf einem blauen Filzteppich etwa 400 m zu meinem bike bag. Radsachen raus, Schwimmsachen rein und los geht’s im Laufschritt in den Bikepark. Jetzt kommt meine Disziplin und mein Bianchi FG Alu Lite erwartet mich sehnsüchtig. Das berüchtigte Hinterland von Nizza ließ die Wahl auf das celeste Bianchi fallen und das Zeitfahr-Isaac
darf mich erst im nächsten Jahr zur Challenge Roth begleiten.
Die ersten Kilometer geht’s noch flach durch Nizza, Straßen gut und top gesichert. Bei km 22 stellt sich auf einmal eine 500m lange Wand mit 10% Steigung auf, die Straße eng, die Trias vor mir „stehen“ völlig und ich kann nicht vorbei. Dabei hätte ich können, ehrlich ;-)
Danach geht’s endlich an’s Eingemachte. Durch wunderschöne Landschaften kurbeln wir bis auf 1150m Höhe rauf, danach ein abwechslungsreiches Auf und Ab. Verpflegung optimal, schnell und ausgiebig. Wenn ich auch größtenteils auf meine altbewährte Peerotonmischung in den eigenen Trinkflaschen zurückgreife, sind die gesponserten PowerBar Produkte doch auch eine verträgliche Energieversorgung. Es gelingt mir meinen Zuckerhaushalt immer konstant zu halten und eigentlich freue ich mich auf die Abfahrten, denn schließlich sind wir ja ordentlich bergauf gefahren.
Aber denkste: die Abfahrten in vielen Haarnadelkurven und sehr viele hell/dunkel-Abschnitte, die sehr, sehr viel Aufmerksamkeit erfordern. Erst die letzten 20 km gehen wieder flach zurück zum Flughafen und an die Promenade des Anglais, wo die Schnelleren bereits im Laufschritt unterwegs sind.
Nach 180,2 km mit einem Griff die Laschen vom Radschuh auf, und nach 6:04:01 verabschiede ich mich einem „ciao“ von meinem Bianchi, es wird mir von einem Helfer abgenommen.
Ich laufe barfuß einen halben Kilometer zu meinem run bag, mittlerweile merkt man ordentliche die schwüle Hitze, die vom Meer und Asphalt reflektiert wird.
Laufschuhe an, Käppi auf, Radsachen in’s bag und in den bereit gestellten Container damit.
Kurz noch ordentlich Sonnencreme auf Schultern und Arme und bei ordentlich Stimmung geht’s auf den „ersehnten“ Marathon – vier Runden auf der Promenade des Anglais.
Keine Wolke am Himmel, offizielle 34° im Schatten (den’s bis auf drei Palmen nicht gibt) und nicht die Spur von einem Windhauch. Die brütende Hitze wird immer unerträglicher.
Der anfangs noch recht lockere Lauf wird zunehmend plumper, etwa 60m vor jeder aid station sorgen Duschen für etwas erfrischenden Regen. Allerdings auch für weniger erfrischende (Wasser)Blasen an der Fusssohle.
Nach jeder Runde gibt’s als „Belohnung“ ein wrist band und ich rechne Kilometer mal Minuten, ob der Traum von den sub twelve machbar ist. Ab dem zweiten Halbmarathon erlaube ich mir mit Cola für den nötigen Zuckerschub zu sorgen und Körper und Geist verlangen doch so manche Gehpause.
Geschmückt mit drei wrist bands erwarte ich 300 m vor dem Ziel meine Österreich-Fahne um mein Finish zu zelebrieren. Aber da ruft Melitta: „super, oa (= eine) Runde host no!“
Meine euphorische Antwort: „Bist narrisch, tua die Fahne her, I bin im Zü (=Ziel)! ! !“
Gekonnt – immerhin mein zwölfter erfolgreicher Zieleinlauf – schwinge ich voller Stolz die
Österreich-Fahne und genieße mein Finish nach 11:49:21 beim Ironman Fance-Nice 2011.
Die nächsten Tage haben wir noch „Reich und Schön“ in Nizza genossen und flyniki brachte uns Mittwoch wohlbehalten heim.
Ab Donnerstag zwei Wochen Urlaub. Alles andere als Regeneration nach einem Ironman, aber das ist eine andere Geschichte . . .